Verschwörungstheorien Wiki
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Satanismus bezeichnet unterschiedliche meist neuzeitliche Strömungen. Zentrales Thema des linkspfadigen Satanismus ist die Selbstvergöttlichung, deren symbolisches Vorbild oft im Aufstand des Teufels gegen Gott gesehen wird. Eine Unterordnung des Individums, wie in anderen, meist monotheistischen Religionen, wird abgelehnt.

Aus dieser Ablehnung gegen Herrschaft erklärt sich auch das Teufelsanbetung nichts mit Satanisten zu tun hat und allenfalls von diesen als Provokation und Verhöhnung genutzt wird (vgl. Schwarze Messe). Irrtümlicher weise wird Teufelsanbetung dennoch in den Massenmedien als eigentlicher Satananismus bzw. traditioneller Satanismus betrachtet (wobei es wiederum keine wirkliche teufelsanbeterische Tradition gibt)

Diese starke Betonung auf dem Individuum und Ablehnung von Autorität macht Satanismus auch zu einem schwer greifbaren Phänomen, da Beispielsweise in Deutschland kaum Zusammenschlüsse von Satanisten bekannt sind, deren Mitgliederzahlen über den zweistelligen Bereich hinausgehen. Die weltweit bekannteste Organisation ist die Church of Satan.

Ursprünge[]

Beschäftigung mit göttlichen Antagonisten[]

Die ersten gedanklichen Ursprünge von Satanismus, entstanden vermutlich aus der Beschäftigung mit negativ Gestalten in der biblischen Mythologie. So sahen beispielsweise die gnostischen Ophiten die Schlange im Paradies als von göttlicher Natur an. Auch wurde die Figur des Judas Ischariot oft als notwendig für die christliche Heilsgeschichte empfunden, weshalb ihre Wertung bei weitem positiver ausfiel als in der katholischen Kirche üblich.

Ablehnung des Christentums[]

Schon immer existierten Zweifel an den von christlichen Autoritäten gelehrten Interpretationen des Christentums, welche in der Zeit keine Konstante bildete sondern sich immer wieder wandelte. Aus diesen Zweifeln entstanden Gegenbewegungen wie die Katharer oder der Protestantismus, welche eine eigene Interpretation durchsetzen wollten.

Erst aber mit der Aufklärung begann das ganze Bild des christlichen Gottes zu wackeln. Die christliche Doppelmoral trat an immer mehr Stellen zutage und das Christentum selbst, mit seinen restriktiven Ansichten zu Norm und Moral, wurde zum Gegenstand der Kritik.

Um dem dennoch dominanten Christentum zu entgehen entstanden Gruppierungen wie der Hellfire Club, in denen Mitglieder abgeschirmt von der Öffentlichkeit ein alternatives Leben führen konnten. Weitere einflussreiche Satanisten sind Friedrich Nietzsche, Ludwig Feuerbach und der Marquis Donatien Alphonse Francois De Sade.

Da sich diese Formen von Satanismus durch das Ablehnen von Normen und Moral auszeichnen, ist es nur natürlich, deren Anhänger mehr in extreme politsche Lager tendieren (wenn Überhaupt) wie z.B. Sozialdarwinismus.

Nachahmungseffekt[]

Kritiker oder auch nur Reformer von dogmatischen Glaubenssysteme sind natürlich diversen Anfeindungen ausgesetzt, welche sich meist in äußerst phantasiereiche Verleumdungen hineinsteigern. In Glaubenssystemen, die das Konzept von Gut und Böse vertreten, ist es für einen Kritiker fast obligatorisch mit dem Vorwurf des Bundes mit dem Bösen konfrontiert zu werden.

Sofern der Kritiker allerdings nicht dem entsprechenden Glaubenssystem angehört, kann es dazu kommen das er mit den gegen ihn erhobenen Vorwürfen kokettiert, indem er sie real oder vorgeblich auslebt.

Bei einem Kritiker oder Reformer kann es auch soweit kommen das durch die Verleumdungen die Wahrnehmung dieser Person gänzlich verzerrt wird. Menschen könnten also beim Versuch dieser Person nachzueifern Diabolismus oder anderes religiöses Element übernehmen, welches so vielleicht nie existiert hat. Ein solches erscheint insbesondere für das moderne Hexentum wahrscheinlich.

Hierbei ist vor allem auch der Reiz des Verbotenen als Teil des rebellischen Auflehnens gegen ein Glaubenssystem zu betonen. Der Diabolismus kann hierbei auch die Rolle einer Mutprobe einnehmen.

mythologisches Vorbild[]

Luzifer ist im Satanismus eher eine heroische Figur, die für die eigene Freiheit oder die Freiheit des Menschen kämpfte. Dies wird insbesondere durch die Worte non serviam (lat. ich werde nicht dienen) zum Ausdruck gebracht die Satan Gott entgegen gehalten hat. Der rebellische Freiheitsdrang des Satanismus tritt hierbei sehr deutlich hervor.

Zum Teil wird sich auch auf den Luzifer der römischen Mythologie bezogen, welcher der Morgenstern war, weshalb Luzifer ursprünglich Lichtbringer meinte. Das Licht wiederum wird hierbei als das Licht der Aufklärung betrachtet, welches den Weg aus dem finsteren Mittelalter in eine moderne, säkuläre Gesellschaft wies.

Seltener wird sich auch auf Prometheus (griech. Mythologie) bezogen, der den Menschen gegen den Willen der Götter Wissen und das Feuer zu den Menschen brachte. Hieraus ergibt sich auch, das viele die Ursprünge des modernen Satanismus in der Zeit des Sturm und Drang sehen.

Andere mythologische Bezüge können zu anderen göttlichen Rebellionen hergestellt werden, wie etwa dem Aufstand der Titanen unter Kronos/Saturn gegen Uranos, dem Aufstand der Olympier unter Zeus/Jupiter gegen die Titanen unter Kronos/Saturn oder dem Kampf der jungen Götter unter Marduk gegen ihre Großeltern Apzu und Tiamat. Zum Teil wird hierbei auf die mythologischen Ursprung der Menschen verwiesen, welche in der griechischen Mythologie aus der Vermischung der Asche des Zagreus und der der Titanen entsprangen oder in der babylonischen Mythologie aus dem Blut Kingus geschaffen wurde. Diese Schöpfung des (materiellen) Menschen aus den überresten der Feinde der herrschenden Götter würde einen natürlichen Drang zur Rebellion gegen diese verursachen (vgl. Erbsünde in Christlicher Mythologie, Gnostische Trennung von materieller und spiritueller Welt).

Satanistische Strömungen und Einflüsse[]

Bis heute gibt es unterschiedliche Strömungen die sich selbst als Satanismus bezeichnen oder als satanistisch empfunden werden.

Abbaye de Thélème[]

Die Idee einer Abbaye de Thélème (etwa Kloster des Willens) tauchte erstmal 1532 im humoristischen Ritterroman-Zyklus Gargantua von François Rabelais auf. Die Abtei wurde dort am Ende des ersten Romans erbaut und gab sich nur eine Ordensregel, die da lautete: "Fais ce que voudras" ("Tu, was du willst").

Diese anarchistische Gemeinschaft wurde vorbildhaft für einige Teile der satanischen Bewegung, so übernahm etwa die "Knights of St. Francis", besser bekannt als Hellfire Club, das Motto für sich.

In Sizilien gründete Aleister Crowley 1920 eine Abtei Thelema. Im Zuge der faschistischen Machtübernahme Mussolinis in Italien wurde Crowley 1923 des Landes verwiesen. Die Abtei arbeitete danach nur noch 2 Jahre.

Johann Benjamin Erhard[]

In seiner "Apologie des Teufels" hält 1795 der Kant-Schüler Johann Benjamin Erhard folgende Grundsätze fest, um konsequent Böse zu sein:

  1. Sei niemals wahrheitsliebend und scheine es niemals zu sein. Denn wenn du wahrheitsliebend bist, können die anderen auf dich rechnen; du dienst ihnen, aber sie dienen nicht dir.
  2. Erkenne kein Eigentum an, sondern versichere, dass das Eigentum heilig und unantastbar ist und allen gehört. Wenn du Alles ohne jede Anfechtung als dein Eigentum besitzen kannst, dann hängt alles von dir ab.
  3. Sieh die Moral der anderen als Schwäche an und bediene dich ihrer für deine Zwecke.
  4. Stachle jeden zur Sünde an, während du die Moral als Notwendigkeit proklamierst.
  5. Liebe niemanden.
  6. Mache jeden unglücklich, der von dir nicht abhängig sein will.
  7. Sei konsequent bis zum letzten und bereue nie etwas. Was du einmal beschlossen hast, tu auf jeden Fall, komme was kommen mag.

De Sade[]

Der Marquis de Sade ist heute vorwiegend als Verfasser von pornographischer Literatur und Namensgeber des Sadismus bekannt. Tatsächlich hat aber der heute praktizierte sexuelle Sadismus, welcher auch eine Rücksichtnahme auf den Partner beinhaltet, nur wenig mit dem von de Sade in seinem Büchern entworfenen philosophischen Konzept zu tun.

De Sade hat in seinen Büchern stets durch die Rolle der Protagonisten seine Philosophie vertreten, wobei er zum Teil unterschiedliche Ansätze wählte. Folgendes Konzept ist dem "zur Erziehung junger Damen bestimmt[en]" Buch Die Philosophie im Boudoir entnommen:

Nach de Sades Protagonisten sei der von der Natur dem Menschen gegebene Zweck im Lustgewinn zu finden (vgl. Hedonismus), für diesen Lustgewinn stehen dem Menschen, unabhängig von jeder Moral, alle Wege offen, also auch die Gewalt. Dass der Lustgewinn eines Einzelnen dem Lustgewinn vieler entgegenstehen kann, weist de Sade zurück, da man Lustgewinn an sich nicht relativ zu dem anderer messen könnte, es gilt also das Recht des Stärkeren. Auf der Basis dieser Argumentation sieht de Sade Frauen, welche körperlich schwächer sind als Männer, als von der Natur den Männern untergeordnet an. Die Liebe lehnt de Sade ab, da alle Menschen im Wesentlichen gleich sind und es deshalb falsch ist sich abhängig von der Gegenliebe des Geliebten zu machen.

Tod und Vernichtung sieht de Sade als wichtige Teile der Natur an, fast wichtiger als das Leben. Dies wird etwa deutlich in dem er der erzogenen Eugenie rät "Ein hübsches Mädchen sollte sich damit befassen zu ficken und niemals zu zeugen.", womit der Lustgewinn über die Erhaltung der menschlichen Art gestellt wird. Da die Bestandteile des Menschen so dem ewigen Kreislauf der Natur unterworfen sind, sieht er Mord als kein Verbrechen an (die Natur verliere nichts), es sei denn der Mord werde zur Aufrechterhaltung von Gesetzen in Form der Todesstrafe begangen, diese lehnt er kategorisch ab. "Gesetze, die gut für die Gesellschaft sind, sind sehr schlecht für die Individuen, aus denen sich die Gesellschaft zusammensetzt", sollten aber geduldet werden da sie dem Menschen in seltenen Fällen nützen und sonst durch Vorsicht und Heimlichkeit umgangen werden können (vgl. Tugend).

Diese Philosophie de Sades enthält einige Ansatzpunkte die später von Satanisten und Sozialdarwinisten wieder aufgegriffen wurden.

Thelema[]

Thelema ist eine Anfang des 20. Jh. von Aleister Crowley begründete Religion.

Aleister Crowley bezeichnete sich selbst als "The Great Beast 666", was allerdings daher rührt, dass er aus einer puritanischen Familie stammte und von seiner Mutter so bezeichnet wurde.

Thelemiten betrachten sich nicht als Satanisten, sondern werden wegen ihrer Betonung des "wahren Willens" ("Tu' was du willst, soll sein das ganze Gesetz!") von meist christlich geprägten Autoren diesem Lager zugerechnet. Neutralere Quellen bezeichnen Thelema eher als linkspfadige Religion.

Zentrales Werk von Thelema ist das Liber Al vel Legis, welches eine eigene Mythologie entwickelt. Da es in dieser Mythologie keinen Gut-Böse-Dualismus gibt, kann Thelema deshalb auch nicht als teufelsanbeterisch betrachtet werden.

Gruppen die dieser Richtung angehören sind bzw. waren Astrum Argentum (A.'.A.'.), der Ordo Templi Orientis (OTO) und die Thelema Society. Von diesem Gruppen stehen nur A.'.A.'. und der OTO in direkter Tradition Crowleys.

LaVey-Satanismus[]

Anton Szandor LaVey lieferte das erste eigenständige religiöse Konzept das sich als Satanismus bezeichnete. Er betrachtet den Menschen als Teil der Tierwelt und leitet daraus die Forderung ab, das der Mensch seinen Trieben voll ausdruck verleihen sollte und sie nicht, wie andere Religionen es fordern, zu unterdrücken, letzteres würde den Menschen nämlich zum bösartigsten Tier von allen machen. Daraus leitet LaVey auch eine besondere Achtung gegenüber Tieren und Kindern her, diese handelten nämlich im Gegensatz zum erwachsenen Menschen im Sinne ihrer tierischen Natur.

LaVey hielt sein religiöses Konzept in der Satanischen Bibel fest (ISBN 3936878056). Aus der satanischen Bibel etwa die die neun satanischen Grundsätze, die neun satanischen Sünden und die elf satanischen Regeln der Erde.

Er begründete die Church of Satan, deren Mitgliedschaft man sich allerdings bereits gegen Geld im Internet erkaufen kann.

Später spaltete sich der Temple of Set ab, welcher eine weit elitärere Mitgliederauswahl pflegt.

Kritik[]

Innerhalb der satanischen Bewegung gibt es viel Kritik am Wirken LaVeys. Einerseits scheint vielen die Schaffung von Satanischen Regeln und Sünden als regelrechte Blasphämie, da der Satanimus doch eine Religion der grenzenlosen Freiheit ist, anderseits sei LaVeys-Werk unausgegoren und zum Teil zusammen kopiert.

Auch wird LaVey vorgeworfen gegen seine eigenen Regeln zu verstoßen. So lautet der 2. Grundsatz laut LaVey "Satan bedeutet Lebenskraft anstatt Hirngespinste!", letztere werden aber grade durch seine Neigung zur Selbstmystifikation geschaffen. Auch sind viele der satanischen Rituale die LaVey beschreibt, in ihrer historischen Authentizität äußerst Zweifelhaft.

Liberalismus / Libertarismus[]

Vielfach wird auf die Überschneidungen zwischen Satanismus und (Wirtschafts-)Liberalismus verwiesen. Beide Ideologien geben der individuellen Freiheit hohen Wert und Verleugnen gleichzeitig die kollektive Verantwortung für das Gemeinwohl zu Sorgen. Ähnlich wie Aleister Crowleys göttlicher Wille Thelema würde im liberalen Denken die "Unsichtbare Hand des Marktes" auf magische Weise dafür sorgen, dass das Wirken vieler Menschen im Eigeninteresse zum Vorteil aller Menschen beitragen würde. Beide Ideologien hätten eine starke Tendenz hin zum Sozialdarwinismus: Starke Menschen sind erfolgreich, Schwache hingegen erfolglos und die daraus entstehende Ordnung sei natürlich und gerecht. Prinzipiell sei aber jeder dazu in der Lage durch harte Arbeit zur Selbstvergöttlichung (Satanismus) bzw. zum finanziellen Reichtum (Liberalismus) zu kommen. Traditionelle Werte, wie etwa Genügsamkeit, würden im liberalen Denken verworfen und einem endlosen Profit-Streben untergeordnet ("Greed is good").

Es ist insofern wenig verwunderlich, dass westlich-kapitalistische Länder wie das Vereinigte Königreich und die USA Hochburgen des satanistischen Denkens sind.

Satanismus in Verschwörungstheorien[]

Wenn in Verschwörungstheorien von "Satanismus" die Rede ist, so ist hierbei in der Regel Teufelsanbetung gemeint. Vielfach findet keine Auseinandersetzung mit der satanistischen Philosophie statt, sondern diese wird meist als aus dem Allgemeinwissen bekannt vorausgesetzt.

siehe auch[]

  • Joseph-Antoine Boullan, Joris-Karl Huysmans, Oswald Wirth

Weblinks[]

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